Von der Gründung bis zum Jahr 1900
1838
wurde von der Königlichen Regierung zu Merseburg ein Exemplar der Statuten und das Mitgliederverzeichnis eingefordert.
1843
regte Oberkämmerer Thränhart zu regerer Tätigkeit an. Es sollen 4 Versammlungen alljährlich sein und ein Protokollbuch angelegt werden.

A. Tränhart
1844
wurde Stadtrat Thränhart jun. Direktor, ferner Kaufmann Köhlmann jun. Sekretär und Nadlermeister Höfer Rechnungsführer.
1850
wurde Fühlung mit der 12. Allgemeinen Versammlung deutscher Land- und Forstwirte der Provinz Sachsen gehalten.
1851
erhielt die Weinbaugesellschaft vom Landwirtschaftlichen Zentralverein der Provinz Sachsen 21 Taler überwiesen, fügte aus eigener Kasse noch 4 Taler hinzu und nahm die erste Winzerprämiierung vor.
1853
sprach Thränhart schon über den Echten Mehltau, Oidium, der auf der Insel Madeira auftrat. In demselben Jahr veranstaltete die Weinbaugesellschaft eine erste größere Fruchtausstellung für Deutschland (im Ratskeller). Hier wurden erstmals die für den Anbau im nördlichen Deutschland empfohlenen Traubensorten festgelegt.
1855
begann das erste Kontrollbuch, Kaufmann Habermeier wurde wieder Rendant (Rechnungsführer) und Stadtrat Oßke neuer Protokollführer. Thränhart sprach über Grünbergs Weinbau und Obstzucht, Kaufmann Vogel über das Gallsche Weinbereitungsverfahren. Im Herbst 1855 wurde wieder von einer veranstalteten Obstausstellung berichtet.
1857
hatte Kaufmann Kayser 3 Flaschen amerikanischen Wein „Catanbe“ gesandt, einen moussierenden Wein mit wildem Beigeschmack. Wenn er einige Zeit im Glase gestanden hatte, war er nicht genießbar. Der gleichzeitig vom Stadthauptmann Bose vorgeführte Naumburger Champagner, von Bose hergestellt von Wein aus seinem Berge, wurde allseitig als besser befunden.
1859
machte Köhlmann darauf aufmerksam, dass sich in den Bergen der Springwurmwickler zeige; die Raupen sollen abgelesen werden.
Das 25-jährige Stiftungsfest wurde wie folgt gefeiert:
Am 10. Juni 1860 versammelten sich sämtliche Winzer mit ihren Angehörigen im Köhlmannschen Weinberge und wurden unter Vortritt der anwesenden Bergherren, der Musik und einer eigens hierzu angefertigten Fahne nach Rossbach geführt und ihnen dort bei Tanzmusik 3 Tonnen Bier, am Abend aber Essen und 1 Eimer Wein verabreicht, dazu wurden 60 Taler bewilligt.
Am 11. Juni versammelten sich die Mitglieder mit ihren Frauen nachmittags 4 Uhr im Sültznerschen Weinberge bei Kaffee und Kuchen, machten mit Musikbegleitung einen Spaziergang über die Höhen nach Köhlmanns Berg und von da nach Almrich zu einem Abendessen á 10 Silbergroschen bei Eisentraut (Gaststätte Goldener Adler).
1869
am 3. April petitionierte die Weinbaugesellschaft, dass die Saalbahn entgegen dem vorhandenen Projekt, in Kleinheringen einzumünden, in Naumburg in die Thüringer Bahn einmünden solle.
1870
regte Thränhart an, dahin zu wirken, dass mehr Tafeltrauben nach auswärts verkauft würden.
1871
wurde die Frage erörtert, ob im allgemeinen in hiesiger Gegend die Reben herauszuhacken seien, weil der Weinbau zu wenig Gewinn bringe. Das Heraushacken wurde nur für ganz ungünstige Lagen empfohlen, als reüssierendes Äquivalent konnte aber nichts Bestimmtes empfohlen werden.
1873
erhielt die Weinbaugesellschaft aus den Papieren des verstorbenen Geheimrates Lepsius eine Winzerordnung aus dem Jahre 1588 und eine von 1777.
Es wird zum ersten Male vom Auftreten der Reblaus „von Auswärts“ berichtet.
1876
teilte Thränhart mit, dass er als Mitglied in die Kontroll-Kommission bezüglich des Auftretens der Reblaus, vom Reichskanzler ernannt sei (Phyloxera-Kommission; Reblaus = Lat. Phyloxera). Am 7. Juli 1876 wurde berichtet, dass die Reblaus in der Rebschule von Haage und Schmidt in Erfurt sowie in Wernigerode und in Hamburg in Gewächshäusern aufgefunden sei. Am 18. August 1876 wurde aus der Mitgliederzahl eine Kommission gewählt, deren 24 Mitglieder bestimmte Weinbergslagen zugewiesen erhalten. Die Weinberge sollen die 24 Herren regelmäßig begehen und das Auftreten der Reblaus rechtzeitig melden.
1877
folgte ein Vortrag des Prokurators Zimmermann, Pforta, über Geschichte des Weinbaus. Er erwähnte dabei, dass die ersten Reben am Rhein 231 nach Christi Geburt angebaut, in Thüringen unter Karl dem Großen (2.4.747-28.1.814). Bei Merseburg werden urkundlich Reben 1012 erwähnt, in Pforta 1148, durch Abt Adalbert. 1195 erwirbt Pforta Weinberge in Wetzendorf. 1407 teilen sich die Saalhäuser (dem Kloster St. Moritz gehörig) und Sanktorum (Pforta) in die Weinberge. 1540 hatte Pforta 58 Weinberge, zum Teil Halbberge.
Im 13. Jahrhundert gab es Weinberge in Meißen, 1486 solche in Osterfeld. Im 17. Jahrhundert wurde der Weinbau durch Schutzzölle begünstigt, ja 1634 die Einfuhr fremder Weine verboten.
1879
sprach Köhlmann sen. über den informatorischen Wert der Auslesen. Wie er sagte, sollte man, um gute Qualität zu erzielen, spät lesen und Riesling anbauen.
1880
am 1. November starb Stadtrat Thränhart. In einem Nachruf lesen wir: „Seine emsige Tätigkeit für unseren Weinbau muss lobend und dankend anerkannt werden. Er, mit seinem Vater (bis 1851) und dann mit seinen treuen Helfern, den beiden Köhlmann´s seniores, haben sich unvergessliche Verdienste um unseren hiesigen Weinbau erworben. Sie haben es fertig gebracht, aus eigener Kraft die alten Sorten Heunisch, Elbling usw. zu verdrängen, und durch ihre Reisen und Erfahrungen haben sie die Edelsorten hierher gebracht, wie wir jetzt noch nicht besser kennen und das alles geschah ohne Staatshilfe, welche uns jetzt so reich unterstützt.“
1881
wurde Amtsgerichtsrat Thränhart (Neffe von Adolf Thränhart) Vorsitzender.
1882
empfahl Thränhart, amerikanische Reben anzupflanzen, welche widerstandsfähig gegen die Reblaus seien, Erfolge wurden gemeldet aus Klosterneuburg bei Wien, aus Ungarn, Spanien und Italien. In den nächsten Jahren, bis zum Jahre 1902, wurden Winzerprämiierungen vorgenommen.

Ehrendiplom für den Winzer Karl Hofmann aus Dobichau
1886
wurde ein Bericht über unseren Weinbau an die Handelskammer nach Halle gesandt.
1889
am 21. Oktober wurde zum ersten Male vom Vorkommen der Reblaus „in unserer nächsten Nachbarschaft“ berichtet, aber nicht erwähnt, wo die Reblaus vorgekommen ist.
1890
wurde hervorgehoben, dass von 1889 Reblausuntersuchungen zur Zeit der Spurhacke stattfanden.
1891
wurde ein Antrag der Weinbaugesellschaft an das Landratsamt gerichtet, dass die Bespritzungen gegen Peronospera obligatorisch werden sollen.
1893
wurden im Verwaltungsbericht der Stadt Naumburg schwere Anschuldigungen gegenüber unserem Weinbau erhoben. Daher sollte in Zukunft die Weinbaugesellschaft dem Magistrat
wahrheitsgetreue Berichte liefern, was auch bis 1899 durch ein Mitglied, und von da ab durch den Vorstand mit Genehmigung der Gesellschaft geschah.
1895
folgten Mitteilungen über Reblaus und Peronospera.