Von der Neugründung bis Heute
Auf Beschluss des Bezirkstages Halle, zur Erhöhung der Traubenproduktion durch eine zielgerichtete Förderung von Hobbywinzern, kam es 50 Jahre nach Auflösung der Weinbaugesellschaft, im Kulturbund der DDR zur Gründung eine „Arbeitsgemeinschaft Weinbau.“ Die Neugründung der „Naumburger Weinbaugesellschaft“ erfolgte aus der „Arbeitsgemeinschaft Weinbau“ heraus, erst nach der politischen „Wende“, im Jahre 1991.
1984
Gründung der Arbeitsgemeinschaft Weinbau im Kulturbund der DDR.
Bei einer Schulung im März 1984 ging es um den Schnitt der Reben, den Falschen und den Echten Mehltau, sowie um den Einsatz von Spritzmitteln.
Weitere Schulungen erfolgten im April 1984. Hierbei ging es um die Pflanzung der Rebe und der Rebenpflege. Am 10. Mai 1984 stand wieder der Pflanzenschutz auf dem Plan. Hierbei ging es um die Reblaus, den Heu- und den Sauerwurm, Springwurm sowie um die Peronospora.
Die nächste Versammlung erfolgte dann erst wieder am 4. Oktober 1984. Hierbei erfolgte die Vorbereitung zur Weinlese, sowie die Anleitung zur Hausweinbereitung.
1985
taucht zum ersten mal die Bezeichnung AG-Winzer auf.
März, Rebschnitt nach hartem Winter. In den darauf folgenden Monaten Schulungen zum Pflanzenschutz, Vertikoerziehung und Rebschnitt.
AG-Winzer, Exkursion nach Radebeul zu Besichtigung des Sortengartens. (Ende September)
Einflussnahme der IG Weinbau auf den „Runden Tisch“
während der Wendezeit
Auszüge aus den Protokollen zur Vorbereitung des „Grünen Tisches“
vom 2.1.1990:
9) Freigabe (Verpachtung, Verkauf ) von derzeit nicht genutzten Weinbauflächen in den ehemaligen Weinbergen an Hobbywinzer.
10) Erstellung des Projektes einer Winzerhütte für Weinbaubearbeitungsgeräte durch das Kreisbauamt.
12) Liquidierung der Rennstrecke in den Weinbergen nach Möllern im LSG.
vom 17.3.1990:
Ausbau der Landschaftspflege, Weinanlagen, Wege, Alte Winzerhütten, Kelteranlagen, Gaststätten, Burgen, Schlösser, Kirchen und Klosteranlagen.
Am 5. Mai 1990 erster Hinweis auf Schulungen über den Weinbau in der BRD, über Flächenzulassungen, Weinanbaugebiete, Sorten, Etiketten usw.
1990
1.2.1990 Winzerschulung. Dabei wird über die erste Kontaktaufnahme mit Hammelburg, Schloss Saaleck informiert. Ebenso finden sich Hinweise auf eine Kontaktaufnahme zu Peußdorf, Niederösterreich.
1.3.1990 Winzerschulung in Geisenheim am 1. Septemberwochenende.
3.5.1990 die Winzer AG wird Mitglied im Saale-Unstrut-Verein.
Weiterhin erfolgen monatliche Schulungen der Winzer.
1991
Die Weinbaugesellschaft entsteht neu, diesmal nicht unter den Namen:
„Weinbaugesellschaft zu Naumburg“
sondern:
„Naumburger Weinbaugesellschaft 1835 e.V.“
1991
Mai 1991: Exkursion nach Hammelburg
Vom 29.-30. August: 1. Weinfest in Naumburg
Am 10. Oktober 1991 wird erstmals die Bezeichnung „Weinbaugesellschaft“ verwendet.
Die WBG organisiert auf der Neuenburg in Freyburg eine Tagung des „Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt“ unter der Leitung von Dr. Konrad Breitenborn. U.a. referierte Fr. Dr. Säuberlich über: „Die Schaffung des Naturparkes Saale-Unstrut als Einheit von Kultur, Natur und Landwirtschaft“.
Zur Interessengemeinschaft Weinbau bis 1992
Die IG bestand von 1984 bis 1992, hatte 59 Mitglieder und war im Kulturbund der DDR integriert. Ihr Leiter war in den ersten Jahren der Herr Fischer, Direktor der ZBE Naumburg. Es war die Zeit, in der um neue Mitglieder, die im Besitz eines Weinberges waren, geworben wurde. Aber auch Freunde des Weines sowie der Weinkultur und Pfleger der Weinlandschaft fanden Aufnahme.
1988 übernahm Horst Bier die Leitung der IG. Durch ihn wurde die erste „Unstrut -Triasland- Konferenz“ 13.10.1989 in Kleinjena vorbereitet und mit durchgeführt.
Im Ergebnis wurden dann die Maßnahmen,
-10 neue Parzellen im ehemaligen Sortengarten des Landesweingutes in Eulau neu anzulegen und
- 10 % der vorhandenen Rebflächen der Kleinwinzer neu aufzureben, beschlossen.
Zahlreiche gute Vorschläge und neue Initiativen wurden durch Horst Bier vorgeschlagen und teilweise ins Leben gerufen. So unter anderem:
-Ausgewählte Weinberge, Winzerhütten und alte Kelterhäuser kenntliche zu machen und für Besucher zugängig zu machen sowie in Naumburg ein altes Winzerhaus als Weinstube einzurichten und die noch vorhandene Kelteranlage im Grundstück Starke, Marienstraße, als öffentliches Schaustück herzurichten. Eine Kelter wurde in der Roßbacher Gaststätte "Zur Hupe" aufgestellt, die größere Kelter steht im Herzoglichen Weinberg in Freyburg.
Die IG-Weinbau wurde auch durch die Herren Udo Lützkendorf als Direktor des Landesweingutes Naumburg sowie durch Herrn Rolf Schumann von BT Bad Kosen durch Fachvorträge und Pflegemaßnahmen unterstützt.
Zur Neugründung der „Naumburger Weinbaugesellschaft 1835 e.V.“
Nach der Wende versuchte die neu gegründete „Naumburger Weinbaugesellschaft 1835 e.V.“ einen völligen Neuanfang zu organisieren.
Das am 8.4.1992 eingegangene Schreiben des Ministeriums für Ernährung - Land und Forsten des Landes Sachsen Anhalt lud zu einem Gespräch ein mit dem Zweck der Übernahme des Kelterbetriebes des Landesweingutes Naumburg / Bad Kösen in die Naumburger Weinbaugesellschaft. Dazu wurde am 14.5.1992 In Bad Kösen eine Winzerversammlung mit Vertretern der LPV GmbH Mücheln EZG Klosterhäseler und der Agrargenossenschaft Niedertrebra unter Leitung der Weinbaugesellschaft mit Horst Bier einberufen. 27 Winzer nahmen daran teil.
Im Ergebnis der Beratung wurde eine Arbeitsgruppe mit 8 Winzern gebildet. (Bier, Altmann, Gussek, Kohlmann, Pilz, Scheibe, Bauer und Fahrenkrug).
Drei Möglichkelten für die Konstituierung wurden vorgeschlagen:
-Bildung einer Erzeugergemeinschaft der Naumburger Weinbaugesellschaft in Form einer GmbH im Bereich der Saalhäuser.
-Bildung einer Erzeugergemeinschaft in Form einer eigenständigen Genossenschaft (Bedingung 100 ha Fläche)
- Anschluss aller Traubenerzeuger und Winzer an die Winzervereinigung Freyburg.
In der Veranstaltung am 3.6.1992 wurde als Ergebnis der Vorschläge die Bildung der Erzeugergemeinschaft der Naumburger Weinbaugesellschaft festgelegt. Das bedeutete, dass alle Weinanbauer der Weinbaugesellschaft ihr Traubengut im Kelterbetrieb Bad Kösen abliefern und dort ausbauen lassen werden.
Eine Übernahme des Bad Kösener Kelterbetriebes in die Naumburger Weinbaugesellschaft wurde aber abgelehnt. Damit waren die Bemühungen der NWG, neue Wege zu gehen, zunichte gemacht. In Vorgesprächen mit der Raiffeisenbank wurden Kredite zugesagt, die aber auf Grund des nicht vorhandenen Eigenkapitals abgesagt werden mussten. Das war ein Schritt, den auch das Ministerium für Ernährung - Land und Forsten Sachsen-Anhalt sehr bedauerte.

Thränharts Weinbergshaus, genannt „Das Zelt“, wird durch ABM-Maßnahmen rekonstruiert.
Verantwortlich dafür: die AG –Weinbau.
Bei der Rekonstruktion der Hütte wurden 22 Schiefertafeln mit Weinsortenbezeichnungen sichergestellt. Weiter wurde ein Dachstein der Hütte geborgen. 21 Schiefertafeln, der Dachstein sowie ein weiterer Dachstein mit Sonnenzeichen aus dem Steinmeister wurden dem Weinmuseum der Neuenburg zum Zwecke der Aufbewahrung und Ausstellung übergeben.
Zur Geschichte der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM)
Im Sommer 1991 fragte Herr Lützkendorf bei der WBG an, ob wir die ABM-Maßnahme des Weingutes mit 20 Arbeitskräften ab 1.8.1992 bis 11.8.1992 übernehmen würden. Das LWG konnte damit 20 seiner Angestellten noch für eine Zeit Arbeit geben. Wir sagten zu.
Folgende Maßnahmen wurden durch die ABM Kräfte unter Leitung von Horst Bier realisiert:
- 2 denkmalsgeschützte Weinbergshäuser in den Saalbergen wurden restauriert, u.a. das Weinbergshaus von Adolph Thränhart.
- Erneuerung des großflächigen Werbeschildes „Saalhäuser“ im Weinberg.
- Aufsetzen von Weinbergsmauern in den Schweigenbergen.
- Instandsetzung des Wanderweges zwischen den Saalhäusern und der Heuneburg.
- Auf Ersuchen des Amtes für Landwirtschaft wurden Erhebungen zum Zustand von Bauschäden an Weinbergsmauern und Gebäuden durchgeführt, in deren Ergebnis später Sanierungsarbeiten durchgeführt wurden.
Im Jahr 1996 wurde im Zuge einer weiteren ABM – Maßnahme eine Erfassung und Beschreibung von Genressourcen alter Reben im 1000 jährigen Weinbaugebiet Saale - Unstrut durchgeführt. An den Arbeiten beteiligten sich Prof. Gussek und Herr Hartig gemeinsam mit dem „Naturpark Saale – Unstrut – Triasland“. Im Ergebnis wurde In Zusammenarbeit mit der „Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen-Institut für Rebzüchtung Geilweilerhof“ (Pfalz) eine Dokumentation erstellt, die u.a. der Institution zur Verfügung gestellt wurde.

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Horst Bier, Leiter der WBG und Siegfried Boy, Weinbaupräsident | | Horst Bier und Manfred Scheller Leiter des Städt. Weingutes Hammelburg |
160 Jahre Naumburger Weinbaugesellschaft
Horst Bier, Leiter der WBG und Siegfried Boy, Weinbaupräsident, lks.
Manfred Scheller Leiter des Städt. Weingutes Hammelburg überbringen die Glückwünsche.
3.9.1998
Auf Veranlassung der Naumburger Weinbaugesellschaft werden zwei Bronzetafeln für die verdienten Oenologen Adolph Thränhart und Dr. Carl Börner an dem Wohnhaus, bzw. an der ehemaligen Arbeitsstätte angebracht. Bei den Recherchen zu einem Zeitungsartikel wird der ehemalige Grabstein von Börner gefunden und von den Mitgliedern der Weinbaugesellschaft, Gussek und Kaufmann geborgen, und im Winzerhof Gussek aufgestellt. Er wird von OB Becker eingeweiht.
Im Jahre 2000 beschließt die Mitgliederversammlung, eine neue Fahne anzuschaffen.
Zum 25-jährigen Jubiläum gab es schon einmal eine Fahne, von der aber nichts mehr vorhanden ist.
„Am 10. Juni 1860 versammelten sich sämtliche Winzer mit ihren Angehörigen im Köhlmannschen Weinberge und wurde unter Vortritt der anwesenden Bergherren, der Musik und einer eigens hierzu angefertigten Fahne nach Rossbach geführt“

Im September 2000 war die Fahne fertig und wurde vorgestellt.
Von links: Werner Sittig, die zwei Söhne von Daniel Schmidt, Siegfried Durchstecher, Daniel Schmidt, seine Ehefrau und Frau Sittig, auf dem Hofe Sittig in Schellsitz.
Was zeigt das Bild auf unserer Fahne?
Petrus de Crescentiis war der Begründer der Agronomie. Seine vielfachen Erfahrungen über den Landbau legte er zwischen 1304 und 1309 in seiner Schrift „Opus ruralium commodorum libri XII“ nieder. Das Manuskript war in Latein abgefasst und nicht illustriert. Gedruckt wurde es erst 148 Jahre später. Ins Deutsche übersetzt, erschien das Buch 1493 in Speyer, von Peter Drach herausgegeben. 1495 erschien das Buch mit 317 Holzschnitten. Ein Exemplar der Ausgabe von 1493 befindet sich noch in der Universitätsbibliothek in Leipzig. Hierin beschreibt Crescentias die Arbeiten am Weinstock und seine Krankheiten. Das Bild vom Hacker steht unter der Überschrift „Von schaden der stöcke un artznye“.
„In dem mertze solt man die nuwen weyngarté grabé un glich als ein pulver cleyn maché ir erdrich das vort an biß zu dé octobri aller mönde zyt geschée sol.“
„Im März soll man den neuen Weingarten umgraben und gleich als ein Pulver klein machen. Das Erdreich soll fortan bis Oktober zu allen Monden Zeit (Ein Mond 28 Tage - gleich vier Wochen) geschehen“.
Kurz: „Von März bis Oktober soll der Weingarten alle Monate umgegraben werden.“
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